Entgegen Quiet-Constraint-Trend: Meine zwei wichtigsten Learnings aus dem Jahr 2022

Avatar-Foto Christoph Grimsel - 12th Dez, 2022

Das letzte Projekt in unserer Zusammenarbeit mit Kahoot! setzte sich mit der Arbeitsplatzstudie „Kahoot! 2022 Workplace Culture Report“ auseinander. Der Report beleuchtete unter anderem das Phänomen „Quiet Constraint“ – ein Verhaltensmuster, bei dem Arbeitnehmer ihr Wissen, welches anderen Mitarbeitern prinzipiell weiterhelfen kann, bewusst zurückhalten. Ein Trend, dem wir uns unbedingt entgegenstellen sollten. Da ich persönlich nicht viel davon halte, mein Wissen für mich zu behalten (etwa um mir dadurch einen Vorteil gegenüber anderen Personen zu verschaffen), teile ich in diesem Blogbeitrag meine zwei wichtigsten Learnings aus dem Jahr 2022.

Nach meinem Empfinden bewegen sich Arbeitsmuster in der Medienbranche sehr schnell – egal ob es sich dabei um Arbeit mit Journalisten, Kunden oder entlang Industrietrends handelt. Diese Entwicklungen bergen das Potenzial, sich zu verändern, Verhaltens- und Denkmuster zu überarbeiten und sich neue Fähigkeiten anzueignen. Ich habe zum Jahresende über diese Sachen nachgedacht und möchte (ohne den Anspruch auf bahnbrechende neue Erkenntnisse oder verborgenes Wissen aus der Branche) zwei wichtige Aspekte mit euch teilen.

Sich eine Meinung bilden: Lesen, nachdenken, schreiben

Zu Beginn des Jahres 2022 habe ich damit angefangen, Branchenstudien zu lesen – vorerst beiläufig, später dann mehrmals in der Woche, zu festen Zeiten. Je öfter ich bewusst über Entwicklungen in der PR-Industrie oder Meinungen von Medienvertretern las, desto öfter dachte ich über meine eigene Position zu Themen aus den Studien nach – und erkannte immer häufiger, dass ich gerne selbst etwas zu diesen Bereichen sagen wollte. Entweder, weil ich meine Position zu Studieninhalten mit meinen Kollegen teilen wollte, eine andere Meinung vertrat oder für mich erkannt habe, wie sich Entwicklungen, wie in einer Studie beschrieben, verändern ließen und mir so eine neue Meinung bildete. Diese Erkenntnisse aufzuschreiben hat mir geholfen, Lücken, die beim Nachdenken entstehen, zu schließen und meine Meinung in Worte zu fassen, sodass ich mich – sollte ich darauf angesprochen werden – entsprechend artikulieren kann.

Ich habe für mich festgestellt, dass je öfter ich mir bewusst eine Meinung über Sachverhalte bilde (oder bestehende Muster überdenke) desto häufiger lasse ich sie in meine Arbeit als PR-Berater einfließen. Dadurch hat sich die Art und Weise, wie ich meinen Beruf ausübe, verbessert – in gleich mehreren Hinsichten: Ich kann intern besser diskutieren, im Umgang mit Kunden neue Perspektiven einbringen oder etwa die Belange von Journalisten und Redaktionen besser verstehen. Mir ist bewusst, dass das Interesse daran, Fachliteratur zu lesen, individuell ist, ebenso wie das Streben danach, sich eine fachliche Meinung zu bilden – ganz zu schweigen, den Aufwand zu betreiben, einen Gedankengang zu verschriftlichen. Jedoch kann ich jedem nur raten, es einmal zu versuchen – und auf die Veränderungen zu achten, die ein solcher Prozess mit sich bringt. Über den individuellen Mehrwert zu urteilen, bleibt jeder Person selbst überlassen – dennoch ist es definitiv einen Versuch wert.

Eine Empfehlung für den Anfang: European Communication Monitor 2022

Für die deutschen Kollegen: Allmächtige PR, ohnmächtige PR – Die doppelte Vertrauenskrise der PR

Ein besseres Verständnis erlangen: Kunden vor Ort besuchen

Für diese Erkenntnis bin ich meiner Kollegin Nicole sehr dankbar. Im Oktober begannen wir bei Ballou in Deutschland mit der Zusammenarbeit mit der Firma Insta GmbH, einem Sauerländer Elektronik-Experten aus Lüdenscheid. Das mittelständische Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen bestand zu Beginn unserer Zusammenarbeit darauf, dass wir uns das Geschäftsgeschehen vor Ort ansehen und Interviews mit den Verantwortlichen einzelner Fachbereiche führen. Ich war anfangs nicht sonderlich begeistert von der Idee – schließlich trennt Lüdenscheid eine knapp fünfstündige Zugfahrt von Berlin und die Infrastruktur in Nordrhein-Westfalen ist (immer noch) marode.

Ein Ausflug zum Kunden bedeutete in meinen Augen mehr Stress als Gewinn: ich wägte eine lange Reisezeit, fehlende Ansprechbarkeit für andere Kunden und eine temporäre Pause anderer Projekte gegen einen eintägigen Termin ab, den man auch prinzipiell über Zoom hätte veranstalten können. Selten lag ich mit meiner Einschätzung so falsch wie in diesem Fall!

Vor Ort bekam das Ballou Deutschland Team eine vollständige Rundführung durch die Produktion, durch Testlabore, Entwicklungsstätten und Arbeitsräume. Wir durften mit den Köpfen hinter einzelnen Ideen, Abteilungen und Arbeitsschritten sprechen und erhielten einen hautnahen Einblick hinter die Kulissen eines deutschen Mittelständlers. Im Nachhinein – und in der direkten Arbeit mit dem Kunden – merkte ich anschließend nicht nur, dass ich mich besser mit unseren täglichen Kontaktpersonen verstand (im Vergleich zum Kontakt zu Personen, die ich nur über Zoom kennenlernen durfte): Ich verstand den Unternehmensgegenstand besser und hatte eine visuelle Zuordnung zu Prozessen, die wir in der PR verwenden. Diese Art des Verständnisses wäre über Zoom nicht zustande gekommen.

In einer international operierenden PR-Agentur ist es schwierig, jeden Kunden persönlich zu treffen. Dennoch bin ich durch mein Dazulernen mit der Insta GmbH nun zu der Ansicht gekommen, dass man, wenn man die Chance bekommt, ein lokales Treffen mit Geschäftspartnern fest einplanen sollte – und sei es nur zum Mittagessen oder für eine Stunde im Meetingraum vor Ort. Lasst uns unsere Kunden treffen!

Fazit

Das Jahr geht zu Ende und bietet Zeit und Raum, sich über die eigene Entwicklung im Arbeitsalltag Gedanken zu machen. Ich konnte in diesem Jahr feststellen, dass sich mein Leseverhalten positiv auf meine Tätigkeit als PR-Berater verbesserte. Zudem änderte sich (dank der Beharrlichkeit meiner Kollegin Nicole) meine Meinung zu lokalen Kundenbesuchen. Ich hoffe, dass ich mit meinen Learnings dem ein oder anderen Kollegen, der sich über ähnliche Dinge Gedanken macht, eine Hilfe sein konnte – in welcher Hinsicht auch immer.

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